meine allgemeinen Erfahrungen mit Indien
Umso länger ich in Indien lebte und mich auch wie eine Inderin verhielt, desto mehr fühlte ich mich in die indische Gesellschaft integriert. Einerseits habe ich mich sehr der Kultur und den Menschen verbunden gefühlt, andererseits sind mir viele Fragen und Zweifel während meines Aufenthaltes gekommen. Zum Beispiel war es erschreckend zu beobachten, welche Rolle die Frauen, spezifisch auf dem Land, ausfüllen müssen. Ich fragte mich, welche Perspektiven diese Frauen für sich selbst sehen. Aber es gibt auch andere Frauen, z.B. die Erfolgsautorin Shobhaa Dee, die ein sehr selbstbewusstes Auftreten hat und von sich sagt: „Schreiben ist sogar besser als Sex“. Sie sorgt damit für Aufsehen. Die Stellung, bzw. die Rolle der Frauen in Indien ist ein durchaus kontrovers debattiertes Thema. Es gibt viele Organisationen, die sich um die Gleichberechtigung der Geschlechter bemühen und einen besonderen Focus auf die Stärkung der Frauen legen. Aber trotz dieser Bemühungen ist das Leben einer indischen Frau, besonders im ländlichen Bereich, nicht zu vergleichen mit dem Leben in Freiheit einer Frau in Deutschland.
Ein weiteres Thema, an dem ich hängen geblieben bin, ist die Art der Pädagogik mit der Kinder erzogen werden. In meiner Projektstelle wurden die Mädchen durchaus auch geschlagen und das ist keine Ausnahme. In vielen Schulen Indiens wird geschlagen, obwohl es verboten ist. Mir stellt sich dabei die Frage, ob es nicht auch in Indien anders gehen könnte und welchen Erfolg und welchen Output eine von Gewalt geprägte Erziehung hat. Leider sind schon im Elementarbereich oft keine positiven pädagogischen Ansätze zu erkennen. Interessant war, dass die Mädchen unserer Einrichtung nicht mehr geschlagen wurden, nachdem wir als Freiwillige interveniert hatten, allerdings weiß ich nicht, was hinter unserem Rücken weiter geschah.