Indiens große Ferien

Wie schon erwähnt, waren im Mai die großen Ferien, die von der Regierung für ganz Indien festgelegt werden. Alle Mädchen waren zu Hause bei ihren Familien und die Mitarbeitenden fuhren in die Berge, das Projekt war geschlossen und ich befand mich deshalb gezwungenermaßen für diese Zeit in einer anderen Institution, nämlich in Kodaikanal an einer privaten internationalen Schule. Kodaikanal liegt auf etwa 2100m und gehört zum Fuße der Western Ghats, welches ein Gebirge ist, dass sich wie ein Rückgrat aus Stein auf rund 1400 km durch Südindien zieht. Das Klima ist sehr angenehm, anstatt 45 Grad hatte ich nur gemäßigte 25 Grad. Im Mai ist in Kodaikanal Saison und alle Inderinnen, die es sich leisten können, fliehen in die Berge. Dementsprechend ist auch viel los und es war schwer, sich einen Weg durch die Menge zu bahnen. Besonders am Wochenende lassen sich die Touristen nicht aufhalten.

Die 1901 von US-amerikanischen Missionaren errichtete Schule für zu damaligen Zeiten europäische Kinder, ist der wichtigste Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber Kodaikanals. Die KIS setzt sich stets für Toleranz und soziale Gerechtigkeit ein und der multikulturelle Hintergrund und die Präsenz der Schüler lassen Kodai weltoffen wirken. Die Schüler kommen aus Bangladesh, Bhutan, Mumbai, Kanada, Delhi, Korea, Nepal, Tibet, Europa und den USA. Des Weiteren sind an der Schule ebenfalls Volontäre des Weltwärts Programms, was ich erst nach meiner Ankunft erfahren habe. Für mich ist es überraschend, wie viel Ansehen diese Schule in dieser Region genießt, bei welcher es üblich ist auch Schultüten zu verteilen.

Im Umkreis von Kodaikanal wurden Kontrollpunkte aufgestellt. Passiert man diese Kontrollen, muss man bezahlen. Kommt man aber von der internationalen Schule darf man problemlos weiter fahren.
Anders als erhofft, hatte ich an der Schule keine konkrete Aufgabe.

Am 23.05. begannen dann die Ferien und alles neigte sich dem Ende zu. In dieser Institution habe ich wieder ein anderes Bild davon bekommen, wie Indien selbst versucht sich zu entwickeln und im Besondern die Armut zu bekämpfen.

Am Ende meiner Zeit besuchten mich mein Vater, meine beiden Schwestern und eine Freundin von mir. Es war eine wunderschöne Zeit mit ihnen und für mich war es von großer Bedeutung, dass meine Familie meine Einsatzstelle kennen gelernt hat. Dadurch hatten sie die Chance sich ein Bild zu machen, wie und mit wem ich ein Jahr lang gelebt habe.